Gerade in Deutschland ist das Backen mit Roggensauerteig sehr beliebt, wohingegen beispielsweise in Italien eher ein Weizensauerteig zum Einsatz kommt. Auch in den USA ist Roggensauerteig eher ein seltener Gast. Da jedoch gerade aus den USA viele Sauerteig-Rezepte in den sozialen Medien geteilt werden, stellte sich mir schnell die Frage: Geht das auch mit meinem Roggensauerteig?
Gerade bei süßen Rezepten war die Antwort oft ein klares Nein. Zu stark war der Eigengeschmack des Roggensauerteigs im süßen Gebäck, v.a. wenn viel Sauerteig zum Einsatz kam oder lange Ruhezeiten vorgesehen waren.
Also wurde kurzerhand ein Weizensauerteig gezüchtet und nun sind Roggen- und Weizensauerteig aus dem Kühlschrank oder von der Küchenarbeitsplatte nicht mehr wegzudenken. Doch an stressigen Tagen reicht es nur zum Brotbacken. Brauche ich hier nun unterschiedliche Rezepte für Roggen- und Weizensauerteig oder kann ich nehmen was gerade dringender gefüttert werden muss?
Diese Frage wollte ich mit einem meiner Standardrezepte testen und habe kurzerhand zwei gleiche Brote gebacken – naja, fast gleich: denn eins wurde mit Roggen-, das andere mit Weizensauerteig angesetzt.
Das Rezept findet ihr hier: https://teigruhe.de/lieblings-weizenmischbrot/
Bei der Verarbeitung konnte ich keine Unterschiede feststellen. Die Wasserzugabe war sicherlich etwas unterschiedlich, da mein Weizensauerteig etwas flüssiger ist als der Roggensauerteig. Da Wasser jedoch sowieso nach Bedarf zugegeben werden soll und ich dieses nicht mehr exakt abwiege, ist mir kein Unterschied aufgefallen. Auch nach der Ruhezeit sahen beide Teige ähnlich aus. Nach dem Backen wirkte das Roggensauerteigbrot etwas dunkler als das Weizensauerteigbrot. Jedoch war der Unterschied minimal und kann auch daran gelegen haben, dass ich das Roggensauerteigbrot als zweites gebacken hatte und der Ofen und Brottopf eventuell etwas heißer waren als beim ersten Brot.
Für den Geschmackstest habe ich mir Unterstützung aus der Familie geholt. Würde hier ein Unterschied auffallen? Und ja, geschmacklich konnten die zwei Brote deutlich unterschieden werden!
Das Weizensauerteigbrot schmeckte mild und war einfach herrlich mit Marmelade und süßem Aufstrich. Das Roggensauerteigbrot hatte deutlich mehr Charakter und hatte eine angenehme Säure und passte wunderbar zu Wurst und Käse.
Diesen deutlichen Unterschied hatte ich nicht erwartet und das gezogene Fazit mag vielleicht im ersten Moment seltsam klingen: sind denn nun Roggen- und Weizensauerteig in Broten austauschbar? Aus meiner Sicht, ja. Auch wenn sich geschmacklich entsprechende Unterschiede ergeben, waren doch beide Brote trotz gleichem Rezept sehr gelungen. Die geschmacklichen Unterschiede erlauben es das Brot den eigenen Vorlieben oder geplanten Verwendung entsprechend anzupassen. Braucht man jedoch einfach nur ein leckeres Brot und die Zeit ist knapp, kann man zu jedem Sauerteig greifen oder auch die Sauerteige mischen (etwas was ich nun schon oft gemacht habe, wenn beide Ansätze fast aufgebraucht waren oder beide gefüttert werden sollten).
Über dieses Fazit bin ich sehr erfreut, denn so kann man jedes Brotrezept nachbacken – auch wenn man nur einen Sauerteig zu Hause hat.

Im Anschnitt konnte man im direkten Vergleich sehen, dass das Roggensauerteigbrot etwas dunkler war als das Weizensauerteigbrot. Ohne den direkten Vergleich wären die Brote jedoch nur geschmacklich voneinander zu unterscheiden.